Ein denkwürdiges Spiel sahen die zahlreichen Zuschauer in der Sporthalle des TV Ruchheim. In der RPS Oberliga gewannen die Damen 1 das Stadtderby gegen die Eulen von der TSG Friesenheim aufgrund der Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdient mit 24:22 (9:13) Toren. Am Ende lagen sich die Spielerinnen in den Armen – der TVR hatte den Lokalrivalen niedergekämpft.

Die Nervosität war beiden Mannschaften in der Anfangsphase anzumerken. Die Gäste fanden schneller ins Spiel und nutzten die Probleme der Siewerth-Sieben im Rückzugsverhalten zu schnellen Kontertoren. Im Angriff zeigte sich die Damen 1 nicht beweglich genug – zu wenig Druck kam von den Rückraumspielern – Friesenheim führte Mitte der ersten Halbzeit mit 4:9 Toren. Marina Brunner übernahm jetzt Verantwortung und die Mannschaft kam wieder auf 8:10 heran. Die Gästetorfrau Kendra Little fischte einige freie Chancen weg und die Eulen zogen wieder auf 9:12 davon. Mit 9:13 Toren wurden die Seiten gewechselt. Man hatte nicht den Eindruck, dass die Eulen besser waren, sie nutzten nur die Fehler des TVR mit Gegenstößen aus.

In der Pause erinnerte Trainer Jürgen Siewerth nochmals daran, den Druck auf die Abwehr zu erhöhen und weiter zu kämpfen. Der TVR zeigte jetzt Biss und verkürzte auf 11:14 Tore. Einfache Fehler führten nochmals dazu, dass Friesenheim sich auf 11:17 absetzen konnte. Die Entscheidung? In diesem denkwürdigen Spiel war noch nichts entscheiden. Trainer Siewerth deckte jetzt offener – neben der Manndeckung der besten Gästespielerin Melanie Helmer wurde durch Caroline Schmidt eine zweite Rückraumspielerin eng gedeckt. Im Angriff spielte Maike Kern jetzt die Mitte und übernahm Verantwortung. Alle sechs Tore erzielte sie im zweiten Durchgang, war von der Eulenabwehr überhaupt nicht in den Griff zu bekommen und verhinderte durch schnelles Rückzugsverhalten die Schnellangriffe. Überragend. Dazu wurde die Abwehr immer stärker – beide Torfrauen Sabrina Mauer und Jasmin Scheid hielten stark. In Unterzahl verkürzte Ruchheim auf 15:17 und kam später auf 19:20 heran. Die Eulen waren jetzt völlig verunsichert, verloren einfache Bälle im Angriff und zeigten kaum Zug zum Tor. Gästetrainer André Rebholz schien das Unheil zu spüren und nahm eine Auszeit – ohne Erfolg. Nochmals gingen die Gäste mit 19:21 Toren in Führung. Aber der „Damen 1 Express“ war am heutigen Tage nicht mehr aufzuhalten. Die unheimlich konzentriert und diszipliniert spielende Caroline Schmidt packte jetzt ihr Handballkönnen aus – erst ein Unterarmwurf zum Spielstand von 20:21 dann ein überlegter Sprungwurf zum Ausgleich mit  21:21 Toren. Maike Kern brachte Ruchheim beim 22:21 erstmals im Spiel in Führung. Erneut kamen die Eulen durch ein glückliches Tor zum Ausgleich. Doch es nützte nichts – Caroline Schmidt fand Kristina Graf am Kreis, schnelle Drehung und Siebenmeter und eine Zweiminutenstrafe für die Gäste. Kristina Graf übernahm die Verantwortung und verwandelte auch den dritten spielentscheidenden Siebenmeter zum Spielstand von 23:22 eine Minute vor Ende. Ein weiterer Ballverlust der Eulen und die Halle tobte. Ruchheim hatte tatsächlich das Stadtderby nach sechs Toren Rückstand gedreht – eine grandiose kämpferische Leistung. Mit dem letzten Angriff erzielte Marina Lauer den Schlusstreffer zum 24:22.

Das Spiel stand unter der guten Leitung des Schiedsrichtergespanns Dryander/Greff, die das kämpferische Derby jederzeit souverän führten. Insgesamt wurden 4/5 Zeitstrafen und 3/4 Siebenmeter verhängt. Jasmin Scheid entschärfte zwei Siebenmeter.

„Was ein Spiel – im Hinspiel hatte ich noch Leidenschaft und Biss im Lokalderby moniert – heute hat meine Mannschaft gekämpft bis zum Umfallen. Spielentscheidend war Maike Kern, die die Freiräume auf der Mittelposition nutzte und alle sechs Treffer in der zweiten Halbzeit erzielte. Aber es war der Erfolg der ganzen Mannschaft, jede Spielerin ist an ihre Grenze gegangen und hat zum Sieg beigetragen. Ich bin wirklich stolz auf meine Mannschaft. Das ist gut für das Selbstvertrauen und ein verdienter Sieg aufgrund der zweiten Halbzeit, wo unserem Gegner im Angriff kaum noch etwas eingefallen ist“– so Trainer Jürgen Siewerth.

Ein starke Mannschaftsleistung, die vor allem auch in der Abwehr erarbeitet wurde. Ob Alina Jünger und Caroline Schmidt in der Manndeckung oder Jessica Hauth als Abwehrorganisatorin und Marina Lauer auf Außen – der TVR hat sich glänzend präsentiert. 

Nach dem Faschingswochenende müssen die Damen 1 zum TUS Weibern II. Beim Gegner weiß man nie, wer aufläuft. Das kann die Mannschaft um die Spielführerin Sabrina Mauer ohnehin nicht beeinflussen. Das beste versuchen, kämpfen und abwarten, wie sich der Gegner präsentiert.

Es spielten: Jasmin Scheid, Sabrina Mauer, Maike Kern 6, Kristina Graf 5(3), Alina Jünger 3, Marina Brunner 3, Marina Lauer 3, Caroline Schmidt 2, Martina Storzum 2, Jessica Hauth, Catharina Groth, Yvonne Firmery. Es fehlten verletzt Constanze Schnaubelt, Romy Blanz, Jennifer Gräf sowie Susanne Höbel und Jennifer Höbel aufgrund der Feierlichkeiten.